Meine Angst und ich – eine Patientin berichtet

Meine Angst und ich – eine Patientin berichtet

Meine Angst und ich

Mein Leidensweg der Angst begann mit dem Übergang auf eine höhere Schule. Damals ging es hauptsächlich um die Angst, nicht gut genug zu sein, nicht genug Leistung zu erbringen oder auch den Erwartungen anderer nicht zu entsprechen.
Was ich damals noch nicht wusste, ist, dass sich Angst ausbreiten kann, wie ein Krebsgeschwür und bald auch viele andere Bereiche des Lebens überschatten kann.
Ich selbst hatte wenig Verständnis für meine Ängste und ärgerte mich eigentlich nur über sie. Sie waren eine starke Belastung, aber mein Unverständnis und der Versuch, sie loszuwerden, verstärkten meine Ängste nur noch.
Das Gute an meinen Ängsten aber war, dass sie mich dazu brachten, alles Mögliche über das Thema Angst zu erfahren, sowohl über die wissenschaftliche Ursachenforschung als auch über verschiedene Erklärungsmodelle und natürlich die vielen Wege der Heilung.

Angst, ein guter und ein schlechter Begleiter

Ich sage es nur ungern, aber Angst gehört zum Leben dazu. Sie zählt neben Freude, Überraschung, Traurigkeit, Wut, Verachtung und Ekel zu unseren sieben Basisgefühlen. Ein Leben ganz ohne Angst kann gefährlich und – langweilig sein. Denn die Angst ist eine mächtige Triebfeder. Sie bringt uns dazu, im Falle einer Gefahr alle möglichen Potenziale in Gang zu setzen. Sie lässt uns flüchten – was manchmal gar nicht das Schlechteste ist – oder zum Angriff übergehen. Das ist die positive Seite der Angst.
Die andere Seite ist das Hindernde und Krankmachende der Angst. Sie beeinflusst das Lebensgefühl, wirkt sich auf Schlaf und Gesundheit aus und kann zu Depressionen führen. Der Freundeskreis, die Teilhabe am sozialen Leben, Beruf und Arbeit können bei zu starken Ängsten in Mitleidenschaft gezogen werden.

Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben

Weil die Angst ein so unbeliebtes Gefühl ist, möchte jeder sie gerne vermeiden, mit dem Ergebnis, dass er Situationen meidet, in denen die Angst auftreten könnte. Am Schluss tritt er in vielen Lebenslagen einfach den Rückzug an.
Nun kann ein Rückzug auch positive Seiten haben. Man zieht sich zurück, tankt neue Kraft und stürzt sich gestärkt ins Leben. Der Rückzug aus Gründen von Angst oder Ängstlichkeit aber lässt den Menschen allein mit seiner Angst im Nirgendwo zurück. Und je mehr er nach Möglichkeiten sucht, sie zu vermeiden, desto stärker wird die Angst.
Hier setzten die vielen Hilfen und Therapiemöglichkeiten an, an deren Ende ein erfüllteres Leben stehen sollte. Aber am Anfang steht das Verständnis, das jeder Betroffene für dieses zu ihm gehörige Gefühl entwickeln sollte. Nur so sind Änderungen möglich.

Der Teufelskreis der Angst

Wenn Sie besonders an einigen theoretischen Fakten zum Thema Angst interessiert sind, ist die Beschäftigung mit dem „Teufelskreis der Angst“ vielleicht das Richtige für Sie. Der Angstkreislauf erklärt, wie Angst entsteht, wie sie zum Teufelskreis wird und mit welchen Mitteln dieser Kreislauf durchbrochen werden kann.
Bei der Entstehung von Angstgefühlen sind vier Ebenen beteiligt. Einmal ist die körperliche Ebene betroffen mit Zittern, Schwitzen und Herzrasen, was im schlimmsten Fall zur Erstarrung und völligen Hilflosigkeit führen kann.
Die zweite Ebene ist die gedankliche Ebene, auf der sich Beurteilungen von Situationen und Gefühlen abspielen. Hier wird beim Thema Angst etwas als gefährlich eingestuft, vor dem der Betroffene meint, Angst haben zu müssen. Als dritte Ebene ist das seelische Empfinden oder die Gefühlsebene zu nennen und als vierte Ebene spielt das Nervensystem eine Rolle.
Ausgelöst werden kann der Angstkreis an verschiedenen Stellen. Ein besonderes körperliches Empfinden, wie etwa erhöhter Puls, kann zu der Annahme führen, dass das Leben in Gefahr sei. Dieser Angstgedanke verstärkt die körperlichen Symptome, lässt Gefühle von Angst und Panik aufkommen und bringt das Nervensystem durcheinander. Am Ende steht die geballte Panikattacke, der nur mit Flucht oder Vermeidung begegnet werden kann. Zurück bleibt der Mensch mit seinem Ohnmachtsgefühl gegenüber diesen Angstattacken. Die Angst vor dem nächsten Anfall ist vorprogrammiert.
Bei Phobikern, also Menschen, die vor bestimmten Objekten oder Situationen Angst haben, ist ein Sichten dieses Objekts/der Situation der Auslöser. Wer allerdings unter Panikattacken leidet, weiß, dass seine Panik ohne erkennbaren äußeren Grund auftreten kann.

Den Angstkreis unterbrechen

Die gute Nachricht ist, dass dieser Teufelskreis, der auf allen vier geschilderten Ebenen seinen Ausgang nehmen kann, auf allen diesen Ebenen auch unterbrochen werden kann. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, den Angstkreis auf der gedanklichen Ebene zu unterbrechen. Sie können einem plötzlich auftretenden Herzklopfen eine andere Bedeutung geben und sich selbst sagen, dass es sich lediglich um eine Reaktion auf eine körperliche Anstrengung handelt. Damit werden die Symptome bereits abgeschwächt und können sich nicht weiter hochschaukeln. Eine gute Methode, gegen übermäßige Angst vorzugehen, ist auch, sich mit den Vorgängen im Körper vertraut zu machen und sie benennen zu können. Regelmäßiger Sport hilft dabei, die körperlichen Reaktionen kennen zu lernen. Das nimmt zum großen Teil die Angst, plötzlich in einer lebensbedrohlichen Situation zu sein.

Therapien bei starker Belastung durch Angst

Möglichkeiten zur Angstbewältigung bietet zum einen die kognitive Verhaltenstherapie. Bei Phobien erzielt sie Erfolge mit der direkten Konfrontation mit dem Angstauslöser oder mit der schrittweisen Annäherung an das angstbesetzte Objekt oder die Situation.
Zur medikamentösen Behandlung können Antidepressiva eingesetzt werden, die beruhigende oder gemütsaufhellende Wirkungen haben.
Auch eine Gesprächstherapie leistet bei Angsterkrankungen gute Dienste. Hier können sich Betroffene über ihre Ängste und Sorgen aussprechen und finden selbst oder mithilfe des Therapeuten eigene Lösungen für ihr Angstproblem.
Etliche Entspannungsmethoden helfen dabei, in den Therapien gewonnene Erkenntnisse oder Einsichten zu festigen und zu vertiefen. Progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Meditation und Atemübungen sind nur eine kleine Auswahl. Mit Thai-Chi und Yoga verbessert sich die Körperwahrnehmung; das unselige Missdeuten von körperlichen Symptomen, das als ein Angstauslöser gilt, wird so vermieden.

Hypnose und ihre Auswirkung

Mittlerweile hat sich eine andere Form der Therapie mit ihren positiven Wirkungen herauskristallisiert. Es ist die Hypnotherapie, die es bereits seit 1978 gibt und die erst seit 2006 als anerkanntes Heilverfahren gilt. Wissenschaftlich belegt sind die Erfolge bei verschiedenen Angststörungen, wie bei der Panikstörung oder der Angst – besonders vor Publikum – zu sprechen und diffusen Ängsten ohne erkennbare Ursache.
In der Tiefenentspannung, in der sich Patienten während einer Hypnosesitzung befinden, wird die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu organisieren, beeinflusst. Es wird in die Lage versetzt, angstauslösende Situationen umzudeuten und durch positive Inhalte zu ersetzen. So kann der Patient seinen Ängsten mit mehr Selbstvertrauen entgegentreten.